Zeit der Erwartung – Zeit der Erfüllung

Wenn Sie – wie ich – nicht gerne warten, dann sind diese Zeilen für uns. Denn ich persönlich gehöre nicht zu den Menschen, die gerne warten. Und ich weiss auch selten etwas Vernünftiges mit der Zeit in einem Warteraum oder im Zug anzufangen. Diese ‹Wartezeiten› könnte man zweifelsohne gut nutzen, es fehlt mir aber an Konzentration, zumal ich gedanklich schon bei dem kommenden Termin bin. Deswegen fahre ich oft lieber mit dem Auto, denn dort habe ich mindestens das Gefühl, ich kann etwas dafür tun, dass ich vorwärts komme – was natürlich eine schöne Illusion ist.

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Über die Seefahrt

Wenn ich hingegen meinen Leuten die Liebe zur Seefahrt mitteile und so ein jeder Drang dazu in sich verspürt, weil ihn ein Gewicht im Herzen zum Meere zieht, so wirst du bald sehen, wie sie sich verschiedene Tätigkeiten suchen, die ihren tausend besonderen Eigenschaften entsprechen. Der eine wird Segel weben, der andere im Walde den Baum mit dem Blitzstrahl seiner Axt fällen. Wieder ein anderer wird Nägel schmieden, und irgendwo wird es Männer geben, die die Sterne beobachten, um das Steuern zu erlernen. Und doch werden sie alle eine Einheit bilden. Denn ein Schiff erschaffen, heisst nicht die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meere wachrufen – die ein und dieselbe ist –, und wo sie herrscht, gibt es keine Gegensätze mehr, sondern nur Gemeinsamkeit in der Liebe.

— Antoine de Saint-Exupéry


Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste, Düsseldorf:Karl Rauch Verlag, (1956/2009) 2018, 285.

Glaube

Glauben besteht darin, dass ein Stück des Erhofften als geheime Kraft schon wirklich ist. Der Glaube ist selbst der Beweis für das, was man nicht sehen kann. Im Glauben nehmen auch wir wahr, dass die Räume und Zeiten der Welt durch Gottes Wort geschaffen sind, also das Sichtbare durch das Unsichtbare. Glaube ist die Kraft, das zu sehen, obgleich man es nicht sieht.

— Brief an die Hebräer 11,1.3


Übersetzung: Klaus Berger, Das Neue Testament und frühchristliche Schriften,  Frankfurt am Main / Leipzig: Insel Verlag, (2005) 2017.

Über die heilsame Einsamkeit

Elija ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er ass und trank und legte sich wieder hin. Doch der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich. Da stand er auf, ass und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb. (1Könige 19,4–18)

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